Für den Schulunterricht ist Latein ein umstrittenes Fach. Gern bezeichnen Kritiker Latein als „tote Sprache“. Einige Schulen pflegen die Sprache jedoch wie ein Heiligtum. Ganz gewiss ist es eine Frage der Einstellung, ob Lateinunterricht den eigenen Stundenplan nun füllen soll oder nicht.
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Nicht mehr als ein Zeitvertreib?
Argumente von Latein-Kritikern sind nicht von der Hand zu weisen. Ihrer Meinung nach sei es Zeitvertreib, sich mit Lateinvokabeln auseinanderzusetzen. Stattdessen sei es doch sinnvoller, sich den Erfordernissen der globalen Wirtschaftswelt anzupassen und lieber Chinesisch oder Spanisch zu erlernen.
Dadurch würden sich die Chancen der Schüler auf dem Arbeitsmarkt nach Ansicht der Latein-Gegner verbessern.
Ihrer Meinung nach legen nur die wenigsten Arbeitgeber Wert darauf, ob Bewerber den Ablativus Absolutus beherrschen oder nicht.
Latein spielt in der heutigen Wirtschaftswelt nur eine untergeordnete Rolle
Und ganz gewiss liegt ein großer Funke Wahrheit in der Aussage, dass die heutige Wirtschaftswelt auf den Austausch mit anderen Ländern ausgerichtet ist. Zahlreiche Wirtschaftspartner sind heute in Asien, Lateinamerika oder Osteuropa ansässig. Deshalb ist es wichtig, im eigenen Unternehmen Mitarbeiter anzustellen, welche die Sprachen dieser Menschen sprechen. Daher ist es aus wirtschaftlicher Sicht auch sinnvoll, ausgefallener Sprachen wie Chinesisch oder Arabisch mächtig zu sein.
An diesen Standpunkt knüpfen zudem Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. Demzufolge fehlen schlichtweg Anwendungsgebiete, um dem Erlernen der lateinischen Sprache einen Sinn zu geben.
Das Latinum als Zugangsvoraussetzung für viele Studienfächer
Allerdings gibt es viele Studienfächer an deutschen Universitäten und Hochschulen, für die ein Nachweis des Latinums als Zulassungsvoraussetzung unerlässlich ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Latinum unbedingt ein wichtiger Bestandteil der akademischen Ausbildung ist. Dennoch sind viele Deutsche von der klassischen Sprache fasziniert. Nur als Beispiel: Von Gymnasiasten aus Frankreich erlernt ungefähr ein Prozent Latein.
In Bayern haben sich ungefähr 50 Prozent aller Gymnasiasten für Latein als Fremdsprache entschieden.
Und auch diese Zahl kommt nicht von ungefähr. Schließlich bietet Latein als Fremdsprache zahlreiche Vorteile. Im Lateinunterricht werden Schüler automatisch mit systematischem Sprachverständnis vertraut gemacht. Sie üben ihre analytische Perspektive dafür, wie Sprache generell funktioniert. Dieses Know-How ist eine wichtige Grundlage, um weitere Fremdsprachen einfacher zu erlernen.
Einerseits schult Latein das Arbeitsgedächtnis. Andererseits unterstützt die Fremdsprache das logische Denken. Verfechter beschreiben Latein als sogenannte Reflexionssprache, mit deren Hilfe auch andere Sprachen schneller erlernt werden können. Da das Erlernen von Latein viel Disziplin und Geduld erfordert, wird eine wichtige Grundlage dafür gelegt, auch andere Herausforderungen besser zu bewältigen.
Latein: Ein wichtiger Teil des europäischen Erbes
Ein kompletter Verzicht auf Latein würde zudem einen wichtigen Teil des europäischen Erbes auslöschen. Deshalb preisen Lateinlehrer die Fremdsprache auch gern als historische Kommunikation an. Zudem weisen Erkenntnisse darauf hin, dass Lateinkenntnisse ebenfalls förderlich sind, um die deutsche Sprache besser zu verstehen.
Deshalb ist Latein auch gar nicht so „tot“, wie es für den ersten Moment erscheint. Stattdessen ist Latein heute noch ein wichtiger Teil unseres Sprachgebrauchs, der in Wörtern wie „Transport“ oder „Nase“ weiterlebt. Außerdem hilft Latein ebenfalls dabei, Fremdwörter in deutscher Sprache besser verstehen zu können.
Eine wichtige Basis für weitere Fremdsprachen
Eines sollten Schüler und Studenten ebenfalls bedenken. Lateinkenntnisse sind eine wichtige Basis, um auch weitere Fremdsprachen zu erlernen. Das liegt darin, dass romanische Sprachen grundsätzlich auf Latein aufbauen.
Deshalb gibt es zwischen Latein und Sprachen wie Spanisch, Italienisch oder Französisch viele Gemeinsamkeiten.
Hinzu kommt, dass Lateinkenntnisse ebenfalls den Zugang zu Englisch ebnen. Englisch hat zwar keine romanische Wurzeln. Allerdings ist die Sprache lateinischen Ursprungs, so dass der Anteil an lateinischen Wörtern in gehobener englischer Sprache über 60 Prozent beträgt. Einige Beispiele sind Vokabeln wie „opinion“, „education“ oder „virtue“. Noch spielt Latein an vielen deutschen Gymnasien eine wichtige Rolle. Doch im Gegenzug erlebt Spanisch einen deutlichen Aufschwung. Bleibt abzuwarten, wie sich diese Schultrends zukünftig entwickeln werden.