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Fußball und Medizin: Gesundheitliche Risiken durch Kopfbälle?

Gesundheitliche Risiken durch Kopfbälle?Fußball und Medizin: Gesundheitliche Risiken durch Kopfbälle? - Bild: ©kieferpix #108826469 – stock.adobe.com

Eine Abwehr von Fußbällen mit dem Kopf kann Schmerzen verursachen. Immer wieder kommt das Gerücht auf, dass Kopfbälle dem Gehirn schaden. Doch steckt hinter dieser Sorge tatsächlich mehr als ein Funke Wahrheit?

Drohender Gedächtnisverlust bei zu vielen Kopfbällen?

Ob Amateure oder Profis: Fußballer machen in Trainings oder in Spielen immer wieder Kopfbälle. Schenkt man Informationen des digitalen Portals „DocCheck News“ Glauben, drohen gesundheitliche Gefahren jedoch erst ab 885 Kopfbällen pro Jahr. Wie Wissenschaftler feststellten, löst eine zu große Anzahl an Kopfbällen Veränderungen des Gehirns aus.

Ab 1.800 Kopfbällen funktioniert sogar die Gedächtnisleistung nur noch eingeschränkt.

Fußballer machen immer wieder Kopfbälle
Ob Amateure oder Profis: Fußballer machen in Trainings oder in Spielen immer wieder Kopfbälle – Bild: ©phoenix021 #343215093 – stock.adobe.com

Die Technik entscheidet

Neben der Anzahl an Kopfbällen spielt die Technik eine entscheidende Rolle. Eine wichtige Rolle spielen die Körperspannung und die Nackenmuskulatur. Diese Komponenten sind bei Profisportlern wesentlich ausgeprägter als bei Amateurfußballern.
Profikicker können die Kopfbälle deutlich besser als Amateure abfedern. Das gesundheitliche Risiko minimiert sich, wenn Stöße mit dem Kopf besonders professionell ausführt werden.

Technik beim Kopfball entscheidet
Neben der Anzahl an Kopfbällen spielt die Technik eine entscheidende Rolle – Bild: ©Joe #200947639 – stock.adobe.com

Kopfball: Was geschieht im Körper?

Kopfbälle erhöhen den Druck auf das Gehirn und den Kopf. Der Druck ist umso größer, je stärker die Schüsse sind. Besondere Gefahren drohen, wenn Fußballer die Bälle ohne Vorwarnung an die Schläfe oder den Kopf bekommen. Am deutlichsten wird bei einem Kopfball die sogenannte weiße Substanz in Mitleidenschaft gezogen. Diese weiße Substanz stellt Verbindungen zwischen verschiedenen Gehirnarealen her.

Welche Hirnfunktionen im Einzelnen von den Kopfbällen betroffen sind, richtet sich nach dem Bereich, an dem der Schädel getroffen wird.

Bei einem Kontakt des Balls mit der Stirn ist der sogenannte präfrontale Kortex betroffen. Dadurch verringern sich die Kapazitäten des Arbeitsgedächtnisses. Zudem leidet die Fähigkeit, um wichtige Informationen auszusortieren. Außerdem agieren Betroffene weniger flexibel, sich kurzfristig neuen Situationen anzupassen.

Geschädigte Hirnareale durch Kopfbälle

Doch auch andere Areale können unter den Kopfbällen leiden. Bei häufigen Kopfbällen auf den mittigen Bereich des Kopfes funktionieren motorische Fähigkeiten sowie räumliches Denken nur noch eingeschränkt. Am Hinterkopf ist das Sehzentrum angesiedelt.

Geschädigte Hirnareale durch Kopfbälle
Geschädigte Hirnareale durch Kopfbälle – Bild: ©wavebreak3 #516906708 – stock.adobe.com

Wichtige Erkenntnisse zu Langzeitschäden

Über langfristige Veränderungen durch Kopfbälle liegen ebenfalls erste Erkenntnisse vor. Für den Zweck nahm die Medizinerin Inga Koerte gemeinsam mit einem Forschungsteam insgesamt 16 ehemalige Profifußballer genauer unter die Lupe.

Die Probanden waren mindestens 50 Jahre alt und spielten mindestens eine Spielzeit in der ersten, zweiten oder dritten Bundesliga.

Zwei der ehemaligen Profis waren Torhüter. Die Expertin kam zu der Erkenntnis, dass die graue Substanz in weiten Teilen des Gehirns im höheren Alter deutlich abnahm. Diese Entwicklung war besonders offensichtlich durch einen direkten Vergleich mit Personen gleichen Alters, die andere Sportarten wie Schwimmen professionell betrieben. Der sogenannten grauen Substanz gehören unter anderem die Groß- und Kleinhirnrinde sowie das Vorderhorn aus dem Rückenmark an. Weiterhin kristallisierte sich durch die Untersuchung heraus, dass die Hirnveränderungen von Torhütern wesentlich weniger Veränderungen aufwiesen.

Verbot von Kopfbällen in den USA

Kindern drohen noch größere Gefahren durch Kopfbälle. Problematisch ist deren Körperbau, da Jungen und Mädchen in Relation zu ihrer Körpergröße einen größeren Kopf als erwachsene Personen haben. Aus dem Grund setzt ein Kopfball wesentlich höhere Schleuderbewegungen frei. Mittlerweile setzen sich Sportverbände auf der ganzen Welt mit dem Thema auseinander.
Der DFB – der Deutsche Fußball-Bund – rät an, Kopfballtraining erst für Kinder ab 13 Jahren einzuführen. In der Niederlande beträgt die Altersgrenze sogar 16 Jahre. In den USA ergriffene Maßnahmen sind noch drastischer. Hier veranlassten Eltern eine Sammelklage, der zufolge für Kinder unter zehn Jahren ein generelles Kopfballverbot besteht.