Natur

Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden: Vergleichbar mit ADHS

Verhaltensauffälligkeiten bei HundenVerhaltensauffälligkeiten bei Hunden: Vergleichbar mit ADHS - Bild: ©Photography by Adri #267061960 – stock.adobe.com

Hunde können Verhaltensauffälligkeiten zeigen, die vergleichbar mit der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung beim Menschen sind. Die Hunde sind impulsiv, haben einen starken Bewegungsdrang und sind empfänglich für Reize. Sie sind voller Energie und lassen sich leicht ablenken. Hundebesitzer können einen Fragebogen ausfüllen und vom Tierarzt oder einem Tiertrainer feststellen lassen, ob ADHS vorliegt. Diese Fragebogen sind jedoch längst nicht so komplex wie für die Diagnose von ADHS beim Menschen.
Forscher der Budapester Eötvös-Loránd-Universität haben die Hyperaktivität von Hunden untersucht und Parallelen zum Menschen festgestellt.

Verhaltensprobleme bei Hunden mit ADHS

Das Forscherteam um die Biologin Barbara Csibra hat über 1.100 Besitzer von Hunden zu ADHS-ähnlichen Verhaltensweisen ihrer Tiere und den Folgen im Alltag befragt. Zumeist berichteten die Besitzer von wenigen oder moderaten Auffälligkeiten. Je auffälliger sich die Hunde verhielten, desto gravierender waren die Folgen im Alltag. Die Besitzer berichteten über Schwierigkeiten beim Gassigehen und beim Training sowie beim Kontakt mit anderen Hunden und Menschen.

Die Auffälligkeiten bei den Hunden lassen sich in die Dimensionen Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Impulsivität einteilen.

Sie ähneln eher den Symptomen von Erwachsenen mit ADHS als denen von Kindern. Bei Kindern werden Hyperaktivität und Impulsivität zumeist zusammen beobachtet und nicht getrennt erfasst. Die Hyperaktivität lässt im Erwachsenenalter häufig nach. Die Impulsivität bleibt auch noch bei Erwachsenen bestehen. Die weitere Auswertung der Verhaltensmuster bei Hunden zeigt, dass Rüden impulsiver als Hündinnen sind. Sie zeigen jedoch keine höhere Hyperaktivität. Junge Hunde sind nicht impulsiver als ältere Tiere, doch sie sind hyperaktiver.

Die Forscher entdeckten bei den Hunden noch eine vierte Dimension, die Vokalisation. Sie zeigt sich mit Lautäußerungen wie Bellen und Jaulen. Die Lautäußerungen sind jedoch kein Merkmal, sondern eine Folge von ADHS bei Hunden. Die Forscher ziehen eine Parallele zu Kindern mit ADHS, die häufig ununterbrochen reden.

Verhaltensprobleme-bei-Hunden-mit-ADHS
Verhaltensprobleme bei Hunden mit ADHS – Bild: ©大介 萩原 #569229374 – stock.adobe.com

Symptome von ADHS bei Hunden

ADHS bei Hunden kann sich mit den folgenden Symptomen zeigen:

  • geringe Lernbereitschaft, die sich beim Erlernen von Kommandos bemerkbar macht
  • Hund ist leicht erregbar, häufig unruhig und schwer kontrollierbar
  • Hund kommt auch an vertrauten Orten nur schwer zur Ruhe
  • geringe Frustintoleranz, häufig gepaart mit übermäßiger Aggression anderen Tieren und Menschen gegenüber
  • Hund winselt und bellt viel, auch ohne erkennbaren Grund
Symptome von ADHS bei Hunden
Ein Symptom von ADHS bei Hunden ist, dass sie schnell erregbar, oft unruhig und schwer zu kontrollieren sind – Bild: ©Ryan #499033570 – stock.adobe.com

Unterschiedliche Ausprägung von ADHS abhängig von der Rasse

Eine Studie der Universität Helsinki von 2021 mit mehr als 10.000 Hunden zeigte, dass junge Rüden häufiger ADHS-ähnliche Symptome als Hündinnen und ältere Hunde aufweisen. Häufig treten diese Symptome auf, wenn die Hunde viel allein sind. Die Hunde neigen häufiger zu Ängstlichkeit, Zwängen und Aggressivität. Auch bei Menschen mit ADHS sind diese Neigungen bekannt. Die finnischen Forscher fanden auch eine genetische Komponente heraus. Sie verglichen 15 verschiedene Rassen und stellten fest, dass ADHS am häufigsten beim Deutschen Schäferhund und bei Mischlingen auftritt. Mehr als 20 Prozent der betroffenen Tiere waren Schäferhunde oder Mischlinge. Deutlich seltener sind Langhaarcollies und Zwergschnauzer betroffen.

Weniger als zehn Prozent der betroffenen Hunde gehörten diesen Rassen an. Auch Spanische Wasserhunde sind nur selten betroffen.

Es verwundert nicht, dass sich die Ausprägung von ADHS je nach Rasse unterscheidet. Einige Zuchtstandards erfordern reizempfängliche und bewegliche Hunde, während andere Zuchtstandards eher ruhige Verhaltensweisen erfordern.

Was Besitzer von hyperaktiven Hunden tun können

Tierärzte können Medikamente für Hunde mit ADHS verordnen. Sinnvoll ist auch ein Hundetrainer, der sich gut mit hyperaktiven Tieren auskennt. Er hält auch nützliche Tipps für Hundehalter im Alltag mit ihrem Vierbeiner bereit. Hundebesitzer können einiges tun, um sich den Alltag mit dem hyperaktiven Tier zu erleichtern:

  • auf Bewegung und geistige Auslastung achten, beispielsweise mit Spaziergängen und verschiedenen Hundesportarten
  • korrekte Sozialisation durch den Kontakt mit gut sozialisierten Hunden sowie den Besuch einer Hundeschule
  • Einführung von Beruhigungstechniken wie Nutzung von Produkten aus der Pheromontherapie oder Hundemassage
  • Einführung von Alltagsroutinen mit festen Tagesabläufen, zu denen auch feste Ruhezeiten gehören

Eine wichtige Rolle spielt auch die Ernährung. Hyperaktive Hunde sollten hochwertige Nahrung mit einem individuell angepassten Gehalt an Nährstoffen und Vitaminen erhalten. Der Tierarzt berät über die richtige Ernährung.