Welche Bildung muss in der Schule stattfinden? Auf diese Frage gibt es hierzulande mindestens 16 Antworten, da Bildungspolitik in der Hand der Bundesländer liegt. Pädagogen, Schüler oder Politiker widmen sich deshalb immer wieder der Frage, wie die Mindeststandards an Wissen hierzulande real umgesetzt werden können.
Inhaltsverzeichnis
Unterschiedliche Bildungsniveaus in verschiedenen Bundesländern
Das Abitur hat in Bundesländern wie Bayern eine ganz andere Qualität als beispielsweise in Hamburg. Das bedeutet mit anderen Worten, dass der gleiche Abschluss bei Weitem nicht den gleichen Wissensstand widerspiegelt.
Kritiken an der Heterogenität der Lehrpläne werden immer wieder laut.
In den Augen vieler Experten genüge deshalb noch nicht einmal ein Zentralabitur, da schlichtweg keine Minimalstandards an Bildung bestehen. Stattdessen wäre ein Bildungskanon eine gute Entscheidung, der verbindliches Wissen für alle Schüler vorschreibt.
Medienkompetenzen üben
Dieser Kanon ist ebenfalls im Zusammenhang mit angepassten Bildungsbegriffen unerlässlich. Schließlich sei Wissen in der heutigen Zeit auch problemlos und jederzeit über das World Wide Web abrufbar. Aus dem Grund ist es für ein Mindestmaß an Wissen auch erforderlich, den kritischen und kompetenten Umgang mit Internetquellen zu trainieren. Auf diese Weise könnte gewährleistet werden, dass sich Schüler und Schülerinnen zu mündigen Mediennutzern entwickeln.
Das Streben nach einer zentralistischen Schulstruktur
Deutschland benötigt einen Bildungskanon. Darüber ist sich ein Großteil der deutschen Bevölkerung einig. Wünschenswert wäre beispielsweise eine zentralistische Schulstruktur, um Probleme zu vermeiden, die Schülern beim Umzug von einem Bundesland ins nächste entstehen.
Dennoch ist davon auszugehen, dass diese Zentralisierung der Bildungspolitik hierzulande Wunschdenken bleibt. Schließlich gelte Bildungspolitik als Hoheitsrecht der Bundesländer, das mit der föderalen Struktur Deutschlands nicht vereinbar ist. In den Augen von Bildungsforschern sei ein Bildungskanon stets ergebnisorientiert und kein der Orientierung dienender Wegweiser. Deshalb steht es Schulen frei, Inhalte von Lehrplänen selbst festzulegen.
Ein einheitlicher Kanon verfolge hingegen höchstens den Zweck, Wissen und Kompetenzen zu bestimmen, welches die Schüler zu vorgeschriebenen Zeitpunkten beherrschen sollten.
Die Schweiz ist ein gutes Beispiel für ein föderalistisches Land, das diese Strategie erfolgreich verfolgt.
Wunschdenken? Ein einheitlicher Rahmenlehrplan
In der Praxis würde ein Bildungskanon deshalb bedeuten, dass für alle Schulen ein einheitlicher Rahmenlehrplan existiert. Durch diese Regelung würde ein Minimum an Bildung gewährleistet werden, das sich unter anderem nach allgemeinen Grund- und Menschenrechten richtet. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre es jedoch erforderlich, dass ein einheitliches Schulsystem existiert.
Zudem wäre ein neuer Umgang mit Schulfächern gewünscht, die auch gleichwertig betrachtet werden müssten. Deshalb dürften Schulfächer auch nicht in PISA-Fächer wie Mathematik oder Nicht-PISA-Fächer wie Literaturgeschichte unterteilt werden. Durch diese Regelung könnte vermieden werden, dass spezielle Schulfächer mehr oder weniger intensiv gelehrt werden.
Chancengleichheit für alle Bundesländer
Doch wie könnte ein Bildungskanon für Deutschland nun gestaltet werden? Auf diese Frage gibt es bislang noch keine eindeutige Antwort.
Zur Lösung dieses Problems wäre ein Fachgremium von Nöten, das sich auf der Bundesebene mit der Erstellung eines Bildungskanons auseinandersetzt.
Grundsätzlich sollte der Bildungskanon darauf abzielen, ein Bildungsminimum zu sichern und Chancengleichheit zwischen allen Bundesländern zu wahren. Ebenso wichtig sei es, ein ausgewogenes Bildungsverhältnis zwischen Kindern verschiedener Bildungsschichten zu sichern.