Auf den ersten Blick verwundert es ganz gewiss, wenn Krebspatienten Krankenhausflure hoch und runter spazieren oder auf Krankenhausterrassen die fünfte Runde drehen. Doch natürlich gibt es auch unter Krebspatienten viele Menschen, die sportliche Aktivitäten mögen.
Inhaltsverzeichnis
Das biologische Alter mit Sporttraining verbessern
Ein Beispiel ist der 78-jährige Gernot Fiedler, der bei bester Gesundheit bis zu zehn Kilometer pro Tag zurücklegte und für diese Ausflüge rund zwei Stunden benötigte.
Möglicherweise hielt er auch noch nach der Diagnose an dem sportlichen Vorhaben fest, da seine Fitness ihm überhaupt erst die Behandlungen ermöglichte.
Denn als Fiedler vor ungefähr fünf Jahren die Diagnose Multiples Myelom – Knochenmarkkrebs – erhielt, galt eine Stammzellentransplantation mit hochdosierter Chemotherapie als einzige Überlebenschance. Diese Behandlung ist zwar für ab 70 Jahre alte Menschen riskant. Da Fiedlers biologisches Alter dank der Trainingseinheiten allerdings auf rund 50 Jahre geschätzt wurde, war die Therapie überhaupt möglich.
Sport: Ein Arzneimittel ohne Nebenwirkungen
Inzwischen belegen zahlreiche Untersuchungen, wie wichtig genügend Bewegung für an Krebs erkrankte Personen ist. Mediziner vergleichen regelmäßige Bewegung mit einem vielseitig verwendbaren Arzneimittel, das im Vergleich zu anderen Pharmazeutika allerdings keine Nebenwirkungen aufweise.
Sport trägt dazu bei, Schmerzen zu lindern, die Schlafqualität zu erhöhen und den Körper widerstandsfähiger zu machen. Zudem trägt genügend Bewegung dazu bei, dem Tumorwachstum entgegenzuwirken und das Rückfallrisiko zu reduzieren. Auf diese Weise würde die Grundlage für ein längeres Leben gelegt werden. Doch noch wichtiger ist, dass ausreichend Bewegung eine gute Basis gegen anhaltende Erschöpfung ist. Diese sogenannte Fatigue ist ein Phänomen, das bei vielen an Krebs erkrankten Personen auftritt. Jede noch so kleine Trainingseinheit trägt in diesem Fall zur Verbesserung des Wohlbefindens bei.
Auf die richtige Sportart achten
Allerdings ist nicht jede Sportart in gleicher Weise für Krebspatienten geeignet. So sollten all die Betroffenen von Joggen absehen, die die Sportart auch vor der Erkrankung nie ausgeübt haben.
In dieser Situation empfiehlt es sich, Radfahren oder Walking als Ausdauersportart auszuwählen.
Zudem spielen Begleiterscheinungen der Krebserkrankung eine Schlüsselrolle. Lösen Chemotherapien beispielsweise Taubheit an Händen und Füßen aus, steigert diese Art der Polyneuropathie folglich deutlich. Deshalb sollten betroffene Patienten bei diesem Krankheitsbild vom Laufen absehen.
Eine gute Methode ist sogenanntes sensomotorisches Training. Hierbei sollen Gleichgewichtsübungen dabei behilflich sein, mehr Gefühl für die Fingerspitzen und Füße zu bekommen. Eine gut dosierte Trainingseinheit fordert die Patienten zwar, sollte diese jedoch auch nicht überfordern.
Im Zweifelsfall an behandelnde Mediziner wenden
Einer Faustregel zufolge sollten sich alle Trainingseinheiten pro Woche auf insgesamt 150 Minuten belaufen. Doch es ist nicht tragisch, wenn dieses Pensum an Ausdauer- und Krafttraining nicht immer erreicht wird.
Prinzipiell gilt: Jede Bewegung zählt. Zudem können Krebspatienten jederzeit ins Training einsteigen. Wer sich über das sportliche Training unschlüssig ist, kann sich jederzeit an behandelnde Ärzte wenden. Generell wird an Krebs erkrankten Personen schließlich angeraten, unter fachkundiger Betreuung zu trainieren. Pausen sind zwischendurch nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Dennoch ist es nie zu spät, um sportlich aktiv zu werden.
Für Sport ist man nie zu alt
Auch ältere Patienten sind eigentlich nie zu alt dafür, um neue sportliche Aktivitäten auszuprobieren. Eine gute Option ist Krafttraining an Geräten, bei dem Betroffene erst einmal bemerken, wie viel Kraft und Energie sie überhaupt haben.
Zugleich stärkt Bewegung die Psyche, wirkt Ängsten und Depressionen entgegen.
Für viele Betroffene ist Sporttraining sogar ein wichtiger Schritt zurück ins Leben, da sie sich dadurch als handlungsfähig betrachten. Zugleich erfahren Patienten am eigenen Leib, dass sie aktiv zum eigenen Wohlbefinden beitragen können. Das Vertrauen in den eigenen Körper wächst. Wortwörtlich ist jeder einzelne Schritt auch ein Schritt in die richtige Richtung.