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Grundlegende Dinge, die Sie über den Hinduismus wissen sollten

HinduismusGrundlegende Dinge, die Sie über den Hinduismus wissen sollten - Bild: © belart84 #217032410 – stock.adobe.com

Mit mehr als eine Milliarden Anhängern ist der Hinduismus, der vor Tausenden von Jahren in Indien entstand, inzwischen die drittgrößte Religion. Wenn Sie mit anderen Glaubensrichtungen aufgewachsen sind, erscheint ihnen die hinduistische Religion vielleicht komplex, doch in der Tat sind die Grundüberzeugungen des Hinduismus nicht so schwer. Hindus glauben zum Beispiel, dass es nur ein höchstes Wesen gibt, Brahman. Sie streben nach Wissen über Wahrheit und Wirklichkeit und außerdem nach moralischer Ordnung und rechtem Handeln. Weiterhin fördern sie Toleranz.

Viele Menschen wissen auch, dass Hindus eine Vielzahl von Göttern und Göttinnen verehren, die wiederum Aspekte von Brahman verkörpern. Ebenso ist bekannt, dass sie zu heiligen Stätten pilgern, das ganze Jahr über Feste feiern und glauben, dass die Zeit zyklisch ist.

Das Kastensystem in Indien

Alle Gesellschaften haben eine Art soziales Klassensystem. In diesem System werden alle Menschen jeweils nach Kultur, Einkommensniveau und Bildung eingeteilt.

Im alten Indien wurde ein solches System von hinduistischen Schriften inspiriert – und implementiert.

Dadurch wurden nicht nur alle wesentlichen Funktionen der Gesellschaft angesprochen, sondern dadurch übernahmen alle Menschen basierend auf ihren Fähigkeiten lebenswichtige Rollen. Jahrhunderte später wurde eben diese Klassifizierung als Kastensystem bezeichnet.

Soziales Klassensystem in Indien
Im alten Indien wurde das soziale Klassensystem von hinduistischen Schriften inspiriert – und implementiert – Bild: © Bruder Jakob #16049248 – stock.adobe.com

Während das Kastensystem in der Praxis ernsthafte Mängel aufwies, basierte sein Konzept auf dieser idealen Einteilung:

  • Brahmane – Die priesterliche/intellektuelle Klasse
    Der ideale Brahmane hat einige Qualitäten. Er ist gelassen, selbstbeherrscht, rein, aufrichtig, kann vergeben, verfügt über Wissen sowie Erkenntnis und glaubt an Gott. Hierbei handelt es sich um die oberste Kaste.
  • Kshatriyas – Die Kriegerklasse
    Die erforderlichen Talente für Kshatriyas, die zweite Kaste, sind körperliche Stärke, Mut, Pracht und Geschicklichkeit. Außerdem müssen diese Menschen Standhaftigkeit im Kampf, Großzügigkeit und Herrlichkeit aufweisen.
  • Vaishyas – Die Handels-/Gewerbeklasse
    Die Vaishyas sind auf Handel und Gewerbe spezialisiert. Sie sollen nämlich Dienstleistungen vollziehen und Waren beschaffen, damit die Gesellschaft als Ganzes ein gutes Leben führen kann. Moderne Vaishyas sind in erster Linie Händler und Unternehmer. Für diese und die nächste Kaste sind in den hinduistischen Schriften keine besonderen Eigenschaften vorgeschrieben.
  • Shudras – Die Landwirtschafts-/Arbeiterklasse
    Die Shudras verrichten Handarbeit wie Feldarbeit, Viehzucht und Ackerbau. In der Praxis umfasste diese Kaste alle, die nicht zu den anderen drei Kasten gehörten, mit Ausnahme der Unberührbaren. Bei letzterem handelt es sich um Menschen, die die niedrigsten Arbeiten verrichteten, wie zum Beispiel die Straße zu fegen oder Leder zu gerben. Mahatma Gandhi kämpfte gegen diese Art von Einteilung und Bezeichnung (der Unberührbaren).
Kastensystem Indien - Infografik
Das Kastensystem in Indien – Infografik – Bild: © piccaya #657833 & © Dimitrios #395272937 – stock.adobe.com

Hinduistische Götter und Göttinnen

Der Hinduismus wurde traditionell als polytheistisch angesehen – die Verehrung vieler Götter. Allerdings kann er besser als henotheistisch beschrieben werden – die Verehrung eines bestimmten Gottes, ohne an die Existenz anderer zu glauben.

Der Hinduismus kennt bis zu 333 Millionen Götter, aber viele Hindus glauben, dass diese große Zahl die unendlichen Formen von Gott repräsentiert – Gott ist in jedem, Gott ist in allem.

Viele Hindus glauben und verehren drei Götter, die die hinduistische „Trinität“ bilden: Brahma, der Schöpfer des Universums, Vishnu, der Bewahrer des Universums, und Shiva, der Zerstörer des Universums. Diese Götter, zusammen mit den anderen Millionen von Gottheiten, gelten als Manifestationen entweder eines höchsten Gottes oder einer einzigen, transzendenten Macht namens Brahman (nicht zu verwechseln mit Brahmanen, der priesterlichen Gesellschaftsklasse). Brahman ist die absolute, formlose und einzige Realität, das Höchste, die universelle Seele, das Universum und alles darin. Brahman hat keine Form und keine Grenzen, ist Realität und Wahrheit.

Neben der hindusistischen „Trinität“ sind weitere bekannte Götter zum Beispiel Ganesha, der Herr der Hindernisse, Durga Devi, Indra (König des Himmels und Herr der Götter), Hanuman (Affenkänig), Surya (Sonne) und Agni (Feuergott). Weiterhin bekannt und wichtig sind Avatare von Vishnu, Rama (nein, nicht die Magerine), Krishna, Saraswati (die Göttin des Lernens) und Lakshmi.

Hinduistische Götterstatue
Der Hinduismus wurde traditionell als polytheistisch angesehen – die Verehrung vieler Götter – Bild: © globetrotter1 #291855129 – stock.adobe.com

Grundüberzeugungen der Hindus

Hindus haben vier spezifische Ziele im menschlichen Leben.

  1.  Dharma: tugendhaftes Verhalten verfolgen und seine Pflicht im Leben erfüllen
  2. Artha: Erfolg und Reichtum anstreben und erwerben
  3. Kama: Streben nach Vergnügen in all seinen Formen
  4. Moksha: Streben nach Erlösung

Die ersten drei Ziele des menschlichen Lebens beziehen sich hauptsächlich auf die Lebensqualität und sind den Hindus sehr wichtig. Aber Moksha ist wohl das wichtigste Ziel. Der Hinduismus bietet mindestens drei Wege, um Moksha zu erreichen: den Weg des Rituals und der Handlung, den Weg des Wissens und der Meditation und den Weg der Hingabe.

Die grundlegende Lehre des Hinduismus besagt, dass die grundlegende Natur des Menschen nicht auf den Körper oder den Geist beschränkt ist. Jenseits von beidem liegt der Geist oder der Funke Gottes in der Seele. Dieser Geist ist in uns und auch in allem, was wir sehen.
Alle Wesen und alle Dinge sind wirklich in ihrem tiefsten Wesen dieser reine oder göttliche Geist, voller Frieden, voller Freude und Weisheit, immer mit Gott vereint. Das ist nicht nur Theorie, sondern kann tatsächlich erlebt werden. Jeder, der sich die Mühe macht, sich der notwendigen Schulung zur Reinigung und Verfeinerung des Geistes und der Sinne zu unterziehen, kann beginnen, die Wahrheit davon zu spüren. Dieses Training kann verschiedene Formen annehmen und ist als Yoga bekannt.

Dharma-Rad
Dharma-Rad (Rad der Lehre) ist das Symbol der von Buddha verkündeten Lehre – Bild: © Artwell #53158315 – stock.adobe.com

Keine Bibel, kein Koran, aber unzählige heilige Schriften – oder: Woher Yoga eigentlich kommt

Anstatt ein einziges heiliges Buch (wie die Bibel oder der Koran) hat der Hinduismus zahlreiche heilige Schriften.

Der als Veden bekannte Text (um 1500 v. Chr. verfasst) ist eine Sammlung von Versen und Hymnen, die in Sanskrit geschrieben wurden und Offenbarungen enthalten, die von alten Weisen empfangen wurden.

Die heiligen Texte des Hinduismus skizzieren vier primäre, sich jedoch nicht gegenseitig ausschließende Wege, um Brahman oder die ultimative Realität zu erfahren und Moksha zu erlangen: Karma Yoga (seine Pflichten selbstlos erfüllen), Bhakti Yoga (Brahman lieben durch Hingabe und Dienen), Jnana Yoga (heilige Texte studieren und betrachten) und Raja Yoga (physische Vorbereitung von Körper und Geist, um tiefe Meditation und Selbstbeobachtung zu ermöglichen, um Leiden zu überwinden, die durch materielle Anhaftungen verursacht werden). Das im Westen oft als Bewegungsform verwendete Haltungs-Yoga leitet sich vom Raja-Yoga ab.

Das ist Karma, oder?

Übrigens hat der Hinduismus kein Konzept von Sünde, obwohl Hindus glauben, dass Menschen gute oder schlechte Konsequenzen für ihre Handlungen ernten können. Diese Idee ist als Karma bekannt.
Sie bezieht sich auf das Gesetz, dass jede Handlung entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt eine gleiche Reaktion nach sich zieht. Gute oder tugendhafte Handlungen, Handlungen im Einklang mit dem Dharma (d.h. die dem spirituellen Fortschritt förderlich sind), werden gute Reaktionen hervorrufen; Aktionen gegen Dharma haben den gegenteiligen Effekt.