Wirtschaft

Studie über Arbeitsmarkt – Ostdeutsche Frauen gehen häufiger arbeiten

Studie über ArbeitsmarktStudie über Arbeitsmarkt – Ostdeutsche Frauen gehen häufiger arbeiten - Bild: © Mymemo #218249326 – stock.adobe.com

Auch 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung wurde noch keine berufliche Gleichstellung von Frauen in Ost- und Westdeutschland erreicht. Dieses Ergebnis legte nunmehr eine aktuelle Studie dar, derzufolge der Arbeitsmarkt in Westdeutschland von Traditionen bestimmt wird. Im Gegenzug gehen immer mehr Frauen in Ostdeutschland einem Job nach.

Ein geringes Einkommensniveau in Ostdeutschland

Die Ost-West-Kluft geht bei der Berufstätigkeit und Bezahlung von Männern und Frauen in Ost- und Westdeutschland deutlich auseinander. Dieses Resultat wurde nunmehr in einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung präsentiert.

In Sachen Arbeitszeit, Einkommen sowie Erwerbsbeteiligung sind die Abstände von Männern und Frauen in den neuen Bundesländern mittlerweile relativ gering.

Doch das Einkommen bewegt sich in Ostdeutschland insgesamt auf einem niedrigeren Niveau als in den alten Bundesländern.

Die soziale Situation von Frauen ist schlechter als von Männern

Die Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts gibt ebenfalls zu verstehen, dass die soziale, wirtschaftliche und berufliche Situation von Frauen bundesweit noch immer schlechter als von Männern ist. Zudem stieg die Beschäftigtenquote von Frauen zwar seit Anfang der 1990er Jahre in allen Landesteilen an. Somit verringerten sich zwar die Abstände zu den Männern, die dennoch deutlich in Zahlen nachweisbar sind.

Zudem gehen in Ostdeutschland lebende Frauen wesentlich häufiger einer beruflichen Tätigkeit nach als in Westdeutschland. So betrug die Beschäftigtenquote von Frauen im Jahr 2018 gemäß der Studie einem Anteil von 71,6 Prozent und somit um acht Prozentpunkte weniger als von Männern. In den neuen Bundesländern belief sich der Abstand zwischen berufstätigen Männern und Frauen nur auf ungefähr vier Prozentpunkte.

Weibliche Teilzeitarbeit als wichtiger Anhaltspunkt

Diese Tendenz ist gemäß dem Institut WSI allerdings vor allem der weiblichen Teilzeitarbeit geschuldet. Dementsprechend ist der Anteil von Teilzeitstellen von Frauen von 1991 bis 2018 um über 17 Prozentpunkte angestiegen.

In Westdeutschland erhöhte sich der Anteil an Teilzeitstellen für Frauen hingegen um 14,3 Prozent.

Das führt wiederum dazu, dass rund 48,6 Prozent aller berufstätigen Frauen im Westen Deutschlands eine Teilzeitstelle haben. In Ostdeutschland beträgt dieser Anteil 34,7 Prozent. Der Anteil von Frauen mit einem Minijob nimmt im Westen 17,1 Prozent sowie in Ostdeutschland 9,9 Prozent ein.

Betreuungsplätze für Kinder werden häufiger im Osten angeboten

Der massive Unterschied zum zeitlichen Umfang der Erwerbstätigkeit ist gemäß der WSI-Analyse in erster Linie verschiedenen Angeboten für Betreuungsplätze für Kinder geschuldet. In den neuen Bundesländern ist es üblich, dass 41,4 Prozent aller Kinder unter drei Jahren sowie 74,7 Prozent aller Kinder bis sechs Jahren tagsüber durch Einrichtungen wie Kindergärten betreut werden. In Westen belaufen sich die Anteile nur auf 14,3 bzw. 40,5 Prozent. Differenzen zwischen der Kinderbetreuung sowie den Arbeitszeiten tragen maßgeblich dazu bei, dass Unterschiede über die Höhe des Lohns im Westen wesentlich größer als im Osten Deutschlands sind. So bewegt sich der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen in Westdeutschland insgesamt 21 Prozent unter dem Einkommen von Männern.
Dementsprechend ist der Abstand in den alten Bundesländern dreimal so groß wie in den neuen Bundesländern. Ergänzend muss allerdings erwähnt werden, dass die Stundenlöhne von ostdeutschen Männern wesentlich geringer als von männlichen Arbeitnehmern in Westdeutschland sind. Die Arbeitszeit verteilt sich innerhalb von Paarbeziehungen zwischen Ost- und Westdeutschland ebenfalls sehr unterschiedlich. In den neuen Bundesländern sind bei 44 Prozent aller Paare mit Kindern beide Elternteile in Vollzeit tätig. Im Westen beträgt dieser Anteil nur 20 Prozent.