Immer mehr Paare aus verschiedenen Ländern entscheiden sich dafür, gemeinsam eine Familie zu gründen. Dabei steht für viele das Thema Sprache im Weg, da sowohl der Vater als auch die Mutter möchte, dass das Kind ihre Muttersprache beherrscht. Einige Familien entscheiden sich folglich für die bilinguale bzw. mehrsprachige Erziehung.
Doch ist es sinnvoll, das Kind mehrsprachig zu erziehen? Diese und weitere Fragen werden in diesem Artikel näher beleuchtet und beantwortet!
Inhaltsverzeichnis
Mehrsprachige Erziehung – Was steckt dahinter?
Bei einigen Familien ist es typisch: Das aufgewachsene Grundschulkind spricht Deutsch und Englisch fließend und dazu noch gutes Italienisch. Während konservative Familien eher einen konservativen Lebensstil nachgehen und ihrem Kind nur eine Muttersprache beibringen, lernen Kinder aus einem bilingualem Haushalt in der Schule ihre vierte oder gar fünfte Fremdsprache kennen.
Doch was ist eine bilinguale Erziehung?
Unter einer bilingualen Erziehung wird verstanden, dass ein Kind zweisprachig aufwächst. Der Grund ist in der Regel, dass die Eltern unterschiedliche Muttersprachen haben oder die Familie im Ausland lebt.
Obwohl dies schon relativ herausfordernd klingt, geht es noch eine Stufe weiter: Viele Familien erziehen ihre Kinder sogar mehrsprachig. Das Kind lernt hierbei nicht zwei Muttersprachen kennen, sondern gleich drei oder teilweise auch vier. Mehrsprachige Kinder haben die Fähigkeit, in mehreren Sprachen nicht nur frei zu reden, sondern auch differenziert zu antworten.
Wissenschaftliche Studien haben hierbei gezeigt, dass das Gehirn des Kleinkindes lange vor dem bewussten Sprechen bereits hervorragend auf den Erwerb von bis zu sechs verschiedenen Sprachen vorbereitet ist.
Wenn Sie mit Ihrem Partner also überlegen, Ihrem Kind Deutsch, Türkisch und Russisch beizubringen, sollte Ihnen erst mal nichts im Wege stehen.
Die Chancen und Probleme mehrsprachiger Erziehung
,,Eine andere Sprache zu können, ist wie eine zweite Seele zu besitzen“ – Karl der Große
Mehrsprachig aufgewachsene Kinder haben nicht nur linguistische Vorteile. Allgemein beeinflusst das Können mehrere Sprachen die kognitiven, sozialen, intellektuelle und persönliche Ebenen und stellen dem Kind in der Gesellschaft automatisch einen besonders hohen Wert dar.
Die Kinder lernen mehrere Sprachen meistens komplett fließend und akzentfrei und können sich dadurch in mehreren Sprachen verständigen. Dies ist besonders vorteilhaft für Reisen. Mehrsprachige Kinder fühlen sich dadurch nicht nur im Ausland wohl, sondern haben auf dem Arbeitsmarkt generell deutlich bessere Vorteile, als einsprachige Kinder.
Sollte das Kind bereits in der frühen Entwicklung mindestens zwei Sprachen sprechen können, wird es später in der Regel auch keine Probleme damit haben, weitere Sprachen zu lernen. Zudem wird durch den Erwerb einer weiteren Sprache Neugierde, Aufmerksamkeit und die Aufnahmefähigkeit des Kindes gefördert.
Kommunikation, die eine Voraussetzung für gute Beziehungen darstellt, wird bei mehrsprachigen Kindern besonders stark gefördert und entwickelt. Mehrsprachig aufgewachsene Kinder sind dabei tatsächlich flexibler. Wenn das Kind mehrere Sprachen beherrscht, kann es deutlich leichter Menschen verschiedenster Kulturen kennenlernen und sich mit ihnen verständigen, Freunde schneller finden und neue Orte und Ideen entdecken und dadurch die eigenen Horizonte erweitern.
Ferner wurde nachgewiesen, dass Mehrsprachigkeit die Merkfähigkeit des Kindes verbessert und die geistigen Fähigkeiten erweitert. Die Kinder begegnen die Welt mit großer Offenheit.
Tatsächlich existieren auf den ersten Blick keine Nachteile für mehrsprachige Kinder, wenn sie ihre Muttersprachen gleichzeitig auf einem sehr guten Niveau beherrschen. Nachteile treten in der Regel dann auf, wenn das Kind weder die eine noch die andere Sprache auf Muttersprachler-Niveau beherrscht, die Sprachen vermischt oder eine Sprache sogar komplett verweigert.
Die Kinder können sich zwischen den vielen Kulturen hin- und hergerissen fühlen und dabei ihre eigene kulturelle Identität nicht entwickeln bzw. finden. Zudem kann es zwischen den Sprachen zu Verwirrungen kommen, was folglich dafür sorgt, dass das Kind überfordert ist und mit keiner der gelernten Sprachen zurechtkommen wird.
Mit diesen Tipps funktioniert die mehrsprachige Erziehung!
Ob Sie sich für eine bilinguale oder sogar dreisprachige Erziehung entscheiden, hängt ganz von Ihrem Hintergrund und Interesse ab. In der Regel ist von einer mehrsprachigen Erziehung aber nicht abzuraten. Diese bietet Ihnen und Ihrem Kind viele genannte Vorteile.
Wer sein Kind nun mehrsprachig erziehen möchte, sollte auf folgendes Gesetz achten: Sprechen Sie nur in der eigenen Muttersprache mit Ihrem Kind.
Wenn Sie über sehr schlechte Spanisch-Kenntnisse verfügen, sollten Sie Ihr Kind nicht Spanisch beibringen, sondern mit dem Kind weiterhin in Ihrer Muttersprache reden. Das Kind soll sich bei der Entwicklung der eigenen Sprache wohl und sicher fühlen.
Wenn Sie Ihr Kind mehrsprachig erziehen wollen, sollen Sie an die Eine-Person-Eine-Sprache-Regel achten. Dabei bleibt das eine Elternteil in der Kommunikation mit dem Kind konsequent bei seiner Muttersprache. Das Kind lernt dadurch zwei Sprachen durch beide Elternteile. Ihm wird dabei die emotionale Sicherheit vermittelt, die das Kind für den Spracherwerb und die Identitätsfindung benötigt.
Wenn Sie Ihrem Kind also Türkisch, Russisch und Deutsch vermitteln wollen, können Sie mit Ihrem Kind auf Türkisch und der Vater mit dem Kind auf Russisch sprechen. Deutsch lernt das Kind in der Nachbarschaft sowie im Kindergarten.
Das Kind wird dabei eine der gelernten Sprache besser beherrschen, als die andere. Meistens ist das die Sprache, welche in der Familie gesprochen wird. Die Umgebungssprache lernt das Kind automatisch dann, wenn es in eine Betreuungseinrichtung kommt, wie z.B. im Kindergarten.