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5G vs. Glasfaser – Welche Technik ist Zuhause besser?

5G vs. Glasfaser5G vs. Glasfaser – Welche Technik ist Zuhause besser? – Bild: © xiaoliangge #288642486 – stock.adobe.com

Die fünfte Generation des Mobilfunks ist in Deutschland seit 2019 erhältlich. 5G soll bei uns das mobile Internet revolutionieren. Niedrige Latenzen um die 1 bis 5 Millisekunden sind auf Niveau einer Glasfaserleitung.
Doch welche Technik ist Zuhause besser und ist 5G-Internet überhaupt eine Technik, die Zuhause zuverlässiges Surfen ermöglicht? Wir stellen 7 Fakten rund um 5G vor.

Fakt 1: 5G hat eine hohe Datenübertragungsrate

Bekanntlich ist Glasfaser-Internet schnell. Heutige Anbieter, wie die Deutsche Glasfaser, M-Net, die Deutsche Telekom bieten Zugänge bis 1.000 Mbit/s (1 Gbit/s). Auch wenn der durchschnittliche Haushalt solche Geschwindigkeiten privat kaum sinnvoll nutzen wird, ist die Buchung solcher Tarife möglich. Doch was leistet 5G?

Die Geschwindigkeit gilt als Maßstab wie leistungsfähig ein Funknetz ist. 5G soll unter idealen Bedingungen bis 50 Gbit/s schnelle Übertragungen schaffen. Das allerdings nur unter optimalen Laborbindungen. In der Praxis sind eher 5 bis 30 Gbit/s realistisch. Aber selbst das ist 1.000x schneller als der aktuelle Mobilfunkstandard 4G.

Auch der Upload kann deutlich höher sein: 2 Gbit/s gibt die Telekom für 5G-Tarife an. Das wäre dann schneller als aktuelle Glasfaser-Tarife heute sind.

Wie schnell die 5G-Tarife der Mobilfunkanbieter sind, geben diese leider nicht an. Meist steht nur, dass es vom Endgerät abhängt und schneller ist als LTE (4G). Eine genaue Anfrage bei der Telekom hat ergeben, dass die Geschwindigkeit der neuesten Mobilfunkgeneration bis 1.000 Mbit/s schafft. Homespot-5G-Tarife bei Vodafone sind bis 500 Mbit/s schnell. Damit wäre 5G zumindest Glasfaser-Internettarifen gleichwertig. Sobald mehr Nutzfrequenzen zur Verfügung stehen, dürfte die Datenrate weiter ansteigen.

5G hat eine hohe Datenübertragungsrate
5G hat eine hohe Datenübertragungsrate – Bild: © denisismagilov #263034150 – stock.adobe.com

Fakt 2: 5G-Ausbau ist billiger als Glasfaserausbau

5G-Breitband hat relativ geringe Baukosten. Für den Hausanschluss ist kein Mechaniker oder Techniker vor Ort erforderlich, um eine Leitung physisch anzuschließen. Auch die Netzbetreiber haben deutlich geringere Kosten, da physische Leitungen im Boden nicht installiert werden müssen.
Nur die 5G-Antennen müssen an das Glasfasernetz angebunden werden. Schätzungen zeigen, dass 5G etwa 50% billiger ist. Kunden können Zuhause 5G-Internet, ähnlich wie bei den LTE-Homespots , mit einer Anleitung des Mobilfunkanbieters selbst in Betrieb nehmen. Insgesamt sind die Kosten für Haushalte, die per 5G angebunden werden günstiger: Prognosen gehen von etwa 200 € Ersparnis pro Jahr aus. Daher würde 5G die laufenden Kosten im Privatleben senken.

Ein Punkt ist bei 5G-Breitband teurer: Die Wartung.

Denn einmal verlegte Glasfaserleitungen sind quasi Wartungsfrei. Es fallen praktisch keine weiteren Wartungskosten an. Anders sieht es bei 5G und dessen Sendemasten aus. 5G-Funktürme müssen gereinigt werden, gegen Wetterbindungen geschützt und können wegen Vandalismus schneller defekt sein. Schätzungen ergeben 5-fach höhere Wartungskosten bei 5G als bei Glasfaser.

Vodafone kann bereits rund 45 Millionen Menschen in mehr als 2.700 Städten und Gemeinden mit 5G in Deutschland erreichen. Bis Ende 2022 könnte die Reichweite auf 60 Millionen erreicht werden. Die Zahl der 5G-Anschlüsse lag 2020 noch bei knapp 270 Millionen weltweit. Bis 2027 soll die Anzahl an 5G-Anschlüssen auf 4,1 Milliarden anwachsen, so Experte für Telekommunikation Konstantin Matern auf seinem Breitband-Portal DSLregional.de. Laut Daten der Bundesnetzagentur sollen bereits Ende 2021 mehr als die Hälfte des Bundesgebiets durch 5G-Netze abgedeckt worden sein.

Fakt 3: 5G auf dem Land als DSL-Ersatz

Der Ausbau von Glasfaser-Internet ist auf dem Land sehr aufwändig. Gerade im ländlichen Raum gehen daher die Anbieter Vodafone und die Deutsche Telekom den Weg über 5G. Die Technologie „Dynamic Spectrum Sharing“ soll reichweitenstarke Frequenzen (700 Mhz bei Vodafone und 2,1 Ghz bei Telekom) nutzen.
Lediglich die maximale Datenrate leidet bei dieser Ausbaustufe und dürfte deutlich geringer als in der Stadt sein. Mittelfristig rechnen Experten mit 200 bis 300 Mbit/s bei ländlichem 5G. Im Vergleich zu DSL und dessen 16 Mbit/s ist das aber immer noch ein großer Fortschritt.

Ausbau von Glasfaser Internet
Der Ausbau von Glasfaser-Internet ist auf dem Land sehr aufwändig
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Fakt 4: Ohne Glasfaser kein 5G

Gerade im ländlichen Raum ist für 5G die unzureichende Glasfaserversorgung ein Stolperstein.

Solange Fiber (Glasfaser) nicht flächendeckend auch auf dem Land verfügbar ist, können 5G-Mobilfunkmasten nicht per 5G betrieben werden.

Die beste Funktechnik nützt also nichts, wenn die 5G-Masten nicht per Glasfaser angebunden sind.

Fakt 5: 5G braucht Sichtverbindung

Zumindest theoretisch braucht die Antenne beim Kunden eine Sichtverbindung zum 5G-Masten. Wer in einem Hinterhof eine Wohnung hat, kann 5G nicht nutzen. Auch Bäume oder mögliche Baucontainer auf dem Gehweg stellen für 5G-Internet ein unüberwindbares Hindernis dar.
Zu weit darf die Antenne auch wiederum nicht vom Kunden und dessen Zuhause sein. Wie weit genau, hängt von den verwendeten 5G-Frequenzen ab: Bei der Telekom etwa ist nach 100 Metern Schluss. Telefonicas 26 Ghz-Frequenzbereich ist dagegen besser aufgestellt: Bis 1 km sollen überbrückt werden. In jedem Fall sind bei 5G Außenantennen besser als Innen aufgestellte Antennen.

Fakt 6: 5G ist ein Shared-Medium

Durch die direkte Anbindung des Haushalts mit einer Glasfaserleitung bis in den Keller oder Hauswirtschaftsraum, kann der Glasfaserkunde die volle Geschwindigkeit der Leitung selbst nutzen. Bei 5G sieht es anders aus: Eine 5G-Antenne kann etwa 16 Kunden gleichzeitig versorgen. Später sollen 30 möglich sein, so die Telekom.

Da jede 5G-Sendeeinheit eine maximale Gesamtkapazität hat, teilen sich die Kunden diese.

Bei der Telekom wären das nur 1,6 Gbit/s, bei Telefonica immerhin 4 Gbit/s. Hier hat die Glasfaserleitung klar Vorteile, weil die Datenrate 1.) stabil und 2.) für einen Haushalt reserviert sein kann. 5G ist – wie auch Koaxial-Kabel – ein Shared-Medium und die Bandbreite auf die Teilnehmer in der Funkzelle begrenzt.

5G Sendeeinheit
Da jede 5G-Sendeeinheit eine maximale Gesamtkapazität hat, teilen sich die Kunden diese Bild: © James Thew #352827466 – stock.adobe.com

Fakt 7: 5G-Tarife ohne echte Datenflat

Bei 5G-Tarifen handelt es sich um Mobilfunktarife. Wie auch LTE-Tarife sind diese an begrenztes Datenvolumen gekoppelt. Bei den Homespot-Angeboten von Telekom und Vodafone sind das pro Monat 100 bis zu 620 GB – je nach Tarif. Ist das Datenvolumen in einem Monat aufgebraucht, drosselt der Anbieter die Internetgeschwindigkeit drastisch: auf 32 kbit/s.
Damit ist normales Surfen nicht mehr möglich. Bei Glasfaser-Internet haben Kunden dagegen echte Flatrates, wie man diese von DSL-Angeboten kennt.

Fazit: 5G bedingt Zuhause geeignet

Langfristig gesehen dürfte 5G kaum echte Glasfasernetze in den heimischen Wänden ersetzen: Zu groß ist die Shared-Medium-Problematik. Auch die direkte Sichtverbindung (durch z.B. ein Fenster) ohne Bäume oder andere Hindernisse ist ein Nachteil für die Funk-Technologie. 5G hat aber auch zahlreiche Vorteile: Gigabit-Internet ohne große finanzielle Investitionen, ohne einen Bagger, der am Haus graben muss. Das senkt die Kosten erheblich. Die Verkabelung muss im Haus bei 5G auch nicht ersetzt werden.
Auch Bestandsgebäude können viel einfacher erschlossen werden, da die Verkabelung im Haus nicht ersetzt werden muss – das wäre bei FTTH (Fiber tot he Home) notwendig. Bei 5G wäre nur im Falle einer Außenantenne eine Bohrung an der Hauswand oder am Dach notwendig.

Aufgrund mangelnder Einsatzmöglichkeiten ist 5G als Technologie bei Smartphones derzeit noch nicht so begehrt. Dennoch fangen immer mehr Smartphone-Hersteller an 5G-Chips zu integrieren, so auch beim neuen vorgestellten iPhone 13 von Apple.

Abschließend kann nicht jeder Haushalt per 5G eine Bandbreite von einem Gigabit erhalten. Nach aktuellem Stand der Entwicklung wäre 5G keine echte Alternative zum FTTH-Anschluss. Die Bandbreite würden sich alle Teilnehmer in einer 5G-Funkzelle teilen und wäre daher limitiert. 5G kann daher Zuhause in den nächsten Jahren nur als Übergangstechnologie funktionieren.